Chronical Moshers Open Air 2016 (Deutsch)

Zum nunmehr dritten Mal besuchten wir das Chronical Moshers Open Air. Wer schonmal da war weiß, dass das Motto "von Fans für Fans" hier gelebt wird und dass hochgradiger Suchtfaktor besteht, sobald man einmal Blut geleckt hat. Das Lineup war für meinen persönlichen Geschmack ein Kracher und das Wetter versprach für das Festivalwochenende Gnade walten zu lassen und es mit den Temperaturen nicht zu übertreiben - beste Ausgangsbedingungen also. Die Anreise aus Dresden erfolgte mit dem eigens vom Skullcrusher e.V. organisierten Bus. Ausreichend viele Pausen, durstige Mitreisende und ein unwiderstehliches Getränkeangebot an Bord verleiteten bereits auf der Hinfahrt zur ein oder anderen Kaltschale.

Leider erreichten wir erst gegen 19 Uhr - aber in bester Stimmung - unser Ziel, so dass nach hektischem Zeltaufbauen feststand, dass wir neben Orphan Execution und Path of Destiny auch Final Breath verpasst hatten. Egal, Bier holen und auf ins Zelt, wo sich Parasite Inc. anschickten die Bühne zu entern. Die Aalener konnten mich schon vorletztes Jahr im Sektor Evolution zu Dresden überzeugen und taten es erneut. Das Publikum dankte es mit Lautstärke und kreisenden Haaren, der Sound war fett und es bildeten sich bereits zaghafte Moshpits zum selbsternannten "Power Death Metal" - schickes Ding!

Weiter ging es mit Postmortem. Die Freude auf den kommenden Gig dauerte ca. 10 Sekunden an, bis aufgrund technischer Probleme erstmal 5 Minuten Meditationspause angesagt waren. Daraus wurde aber nix, da das Publikum sich nicht beirren ließ und die Jungs lautstark abfeierte, bis es dann endlich leicht verspätet losgehen konnte. Von schlechter Laune keine Spur, der sympathische Vierer aus Berlin zog routiniert sein Ding durch und die ohnehin schon gute Stimmung wusste die Band geschickt weiter anzuheizen. Auch nach dem x-ten Postmortem-Auftritt macht es einfach immer wieder Spaß die Jungs zu sehen.

Purgatory verpassten wir leider, so dass es anschließend gleich mit Unleashed weiterging. Und was für ein Brett die Jungs ablieferten! Die Stimmung war fett, das Zelt voll. Als Headliner des ersten Tages ließen sich dann Kataklysm reichlich Zeit mit dem Soundcheck, so dass die Kanadier erst mit einiger Verspätung loslegten. Die Lautstärke war hart an der Schmerzgrenze, aber die Spielfreude entschädigte dafür. Es war durchaus interessant diese Band mal auf einem kleinen Festival zu sehen, hatten Band und Publikum doch sichtlich und hörbar Spaß an der Sache - vielen Dank an die Moshers für diesen ersten Abend!

Der zweite Tag brachte erneut festivalkompatibles Wetter und die Möglichkeit eine Runde über das Gelände zu drehen. Aufgrund der Temperaturen hielt sich die Badefreudigkeit dieses Jahr in Grenzen - ansonsten alles beim alten. Super Campground, viele bekannte Gesichter, stabile Preise, alles in allem top Voraussetzungen für ein super Wochenende. Einzig beim sanitären Morgenritual hieß es traditionsgemäß Geduld beim Anstehen zu zeigen.

Hellfire eröffneten dann die zweite musikalische Runde mit herrlich rotzigem Sound und amüsanten Ansagen und brachten nach besten Kräften Leben ins noch verkaterte, aber erstaunlich zahlreiche Publikum. Als nächstes machten sich Ichorid bereit und was dann folgte war ein unglaublich brutaler Abriss mit beeindruckender Bühnenpräsenz. Musikalisch ganz mein Geschmack, präzise und kraftvoll, schnell und brutal, gaben die Sinsheimer unbeeindruckt von anhaltenden Problemen mit der Drumhardware Vollgas. Der Zuschauermenge nach zu urteilen schienen viele die Band sehnsüchtig erwartet zu haben und feierten sie entsprechend ab, so dass am Ende sogar noch eine Zugabe drin war. Hier wurden definitiv ein paar neue Fans gewonnen.

Etwas oldschooliger ging es dann mit Revel in Flesh weiter, die zur Feier des Tages auch unveröffentlichtes Material auf die Meute losließen - ebenfalls sehr sehens- und hörenswert. Mit Hackneyed folgte der Abschiedsauftritt einer "etwas anderen Death Metal Band" und was sich dort auf der Bühne darbot löste unweigerlich Bedauern darüber aus, dass unser erster Hackneyed-Auftritt auch gleichzeitig der letzte war. Moshpits, Hüpfeinlagen, Gesichtsakrobatik und ein sehr sympathischer Frontmann sorgten rundum für gute Laune. Falls die Jungs es sich in Zukunft anders überlegen sollten dürfte es ihnen keiner übelnehmen.

Mit Evil Invaders stand dann Speed/Heavy/Thrash auf dem Programm. In letzter Zeit war man vor den Jungs ja auf kaum einem Festival sicher, so dass wir uns entschieden die Show vom Bierstand aus zu verfolgen - dem Lautstärkepegel nach zu urteilen gefiel es dem Publikum. Und weil es uns am Bierstand ebenso gefiel, blieben wir auch für Desaster noch dort, soziale Kontakte wollen ja auch gepflegt werden. Dann war es aber doch an der Zeit zurück vor die Bühne zu gehen um mit Aeternus eine der wenigen Black Metal Bands des Wochenendes zu begutachten. Die Band gab sich Mühe und stieß auch beim Publikum auf Zustimmung, nur zündete das ganze live bei uns irgendwie nicht so richtig - Geschmackssache.

Aber dann war Zeit für Tankard und es war ja irgendwie abzusehen, was die Meute erwartete und natürlich auch bekam: Jede Menge Spaß! Sänger Gerre blödelte sich über die Bühne, das Publikum feierte jeden Song frenetisch ab und erfuhr nebenbei noch wie das bei Tankard mit dem Alkohol so läuft: kein Alkohol vor der Show, alkfreies Bier während der Show und danach gibt es wieder nichts *hust* alles klar! Definitiv eine der erheiterndsten Shows des diesjährigen CMOA.

Das Grinsen aus dem Gesicht gewischt und jetzt alle eine Runde grimmig schauen, Belphegor kündigten sich durch Weihrauchgeruch an, passend dazu gab es allerlei Knochen, Schädel und Kunstblut. Soweit so gut. Der Sound war allerdings nicht wirklich differenziert. Handwerklich gut gemacht wirkte die Band jedoch etwas statisch und unmotiviert. Für uns eine weitere Bestätigung uns Belphegor bevorzugt von Platte als live zu geben.

Nach dieser fast-schon-Enttäuschung war es Zeit für Fleshgod Apocalypse. Meine Vorfreude auf die Italiener war enorm und wurde auch nicht enttäuscht. Inklusive obligatorischem Piano auf der Bühne lieferten die Italiener eine absolut umwerfende Show ab. Präzise, spielfreudig, bombastisch kam das ganze daher und der ausgezeichnete Sound rundete das überzeugende Gesamtbild ab. Die Dame und Herren hatten sichtlich Spaß an der Sache und für jeden Drummer ist natürlich ein Muss Francesco mal live gesehen zu haben. 6 von 5 Punkten, jederzeit gern wieder!

Zur letzten Band Ravenpath hat es dann leider nicht mehr gereicht, Gerüchten zufolge soll es aber wohl eine heftige Party gewesen sein...

Das Fazit fällt eindeutig aus: zurecht ist das CMOA mittlerweile über den Geheimtipp-Status weit hinaus und zum zweiten Mal in Folge ausverkauft. Familiäre, entspannte Atmosphäre, eine engagierte Crew und faire Preise findet man in dieser Form nicht oft. Auch das Line-Up war über alle Zweifel erhaben - wir sagen Danke für die Einladung, danke für die tolle Zeit und kommen nächstes Jahr definitiv wieder.

 

Benner


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