Party San Open Air 2017 (Deutsch)

 

10.12/08/17

Schlotheim, Deutschland

Redakteur Ben Ner

Fotograf Fani Nadki

Full album here

 

Wer etwas auf sich und harte Klänge hält kommt hierzulande wohl kaum am PartySan vorbei. Alljährlich sammelt sich die Meute in Schlotheim, um sich 3 Tage lang (fast) ausschließlich Death, Black und Thrash um die Ohren feuern zu lassen. So sind auch wir schnell zu Stammgästen avanciert und nahmen dieses Jahr erneut den Kampf mit dem Wetter auf - mieses Wetter hat ja fast schon Tradition zum PSOA. Im Vorfeld gab es bereits unschöne Nachrichten - Morbid Angel, von vielen spannungsvoll erwartet, mussten leider absagen und wurden kurzerhand durch Tryptikon ersetzt.

So schön es ist, entspannt am Mittwoch anzureisen, so bringt das ganze doch auch einen großen Nachteil mit sich - man startet bereits verkatert in den ersten "richtigen" Festivaltag (so ging es uns zumindest). Was will man aber auch machen, wenn die ganze Veranstaltung mehr und mehr zum Klassentreffen mutiert und man sich vor bekannten Gesichtern und Gesprächen kaum retten kann, was dann eben auch eine entsprechende Abendgestaltung (lies: Trinkverhalten) mit sich bringt.

Night Demon eröffneten die diesjährige Ausgabe und machten ihre Sache sehr ordentlich. Die Anwesenden Scharen ließen sich von technischen Problem nicht die Laune verderben und feierten die Jungs anständig ab. Azarath waren im Anschluss ein guter Kontrast, ging es hier doch etwas technischer zur Sache - sehr, sehr angenehm. Nach kurzer Pause ging es weiter zu God Dethroned, die für ordentlich Bewegung vor der Bühne sorgten. Auf die Zugabe mussten wir leider verzichten, da sich das ganze leider mit The Lurking Fear im Zelt überschnitt - als glühender At The Gates Fan eine Pflichtveranstaltung. Mit deftigem Oldschool-Einschlag, garniert mit den charakteristischen Vocals von Sänger Tomas Lindberg gab es hier die volle Packung und ein überaus gelungenes PartySan-Debut. Zurück zur Hauptbühne, Mantar spielten bereits. Ihre äußerst rohe Mischung aus Black und Doom, garniert mit punkigen Elementen zündete sofort und die beiden Bremer hatten sichtlich ihren Spaß auf der Bühne - das Publikum davor ebenfalls. Für uns stand dann erstmal eine Pause an, so dass wir erst zu Overkill wieder aufnahmefähig waren. Das Wetter erreichte seinen Tagestiefpunkt, was ganze zu einer anspruchsvollen Sache machte, aber irgendwie passte die Oldschool-Breitseite der New Yorker dazu ganz gut. Während der Wartezeit auf Abbath vertrieb uns der Regen dann leider doch in trockenere Gefilde.

Quasi traditionell wurde der Freitag mit Grindcore eröffnet. Dieses Jahr standen Gut dafür bereit und die Meute bekam genau das, was sie wollte: Klobürsten und mehr oder weniger kreative Kostüme im Pit, Gerumpel und Geknarze auf der Bühne. Das sorgte für mächtig Laune - es gibt kaum einen besseren Weg um Müdigkeit und Kater zu vertreiben. Top! Und gleich ging es auch zurück zu vertrauteren Klängen, mit Demilich gab es herben Oldschool-Death auf die Ohren der für diese Uhrzeit erstaunlich zahlreichen Zuhörer. Den nächsten Pit starteten dann Demolition Hammer, die sich erst vor kurzem nach langjähriger Pause zurückmeldeten - und was für ein Brett die Jungs hinlegten! Harter Thrash bis zum Anschlag, so muss das sein. Vital Remains zerlegten im Anschluss alles - Sänger Brian wurde seinem Ruf als Energiebündel mit Bewegungsüberschuss erneut mehr als gerecht und lockerte mit seinem Ausflug ins Publikum den Arbeitsalltag der Security auf. Das Publikum dankte es mit reichlich Bewegung vor der Bühne. Darauf erstmal ein Bier (okay, es wurden zwei), bevor wir uns zu Aura Noir zurück zum Dienst meldeten. Diese brachten ihren Black/Thrash-Mix routiniert unters Volk. Anschließend zogen Vader in der Wetterlotterie eine deftige Arschkarte, es schüttete wie aus Kübeln. Das schien allerdings weder die Band noch das Publikum großartig zu stören. Wie immer lieferten die Jungs auf hohem Niveau ab, dass es eine wahre Freude war. Nach ihrer unglücklichen Absage im letzten Jahr betraten nun Nile die Bühne und man mag es mir als Drummer nachsehen, dass ich darüber nur folgendes sagen kann: George Kollias ist nicht von dieser Welt. Was der Mann an der Schießbude veranstaltet ist einfach unglaublich! Nach dieser Packung waren wir bedient, musikalisch und auch regentechnisch und ließen den Abend im Zelt ausklingen.

Grind, die zweite! So begann der Samstag mit Gruesome Stuff Relish und das Schauspiel vom Vortag wiederholte sich. Und für alle, denen das als Start in den letzten Tag ein bisschen zu viel war, gingen es Mourning Beloved anschließend etwas gemütlicher an, so dass wir das gleiche taten und erstmal soziale und alkoholische Defizite aufarbeiteten, bevor es dann mit Cryptopsy weiterging. Die Party war wieder in vollem Gang, was vom schnellen und technischen Death-Geballer der Kanadier weiter befeuert wurde. Das war Energie pur! Inquisition waren ein weiteres Beispiel dafür, dass gute Musik auch zu zweit funktionieren kann, auch wenn ich mit einer derartig leer wirkenden Bühne immer meine Probleme habe. Abgesehen davon ein weiterer überzeugender Auftritt der Südamerikaner. Langsam standen die Zeichen auf Endspurt, was sich auch bei Necrophobic deutlich zeigte. Ihr düsteres Death-Brett, präsentiert im stilechten Nietenoutfit zündete sofort und das Infield füllte sich zusehends. Desaster sorgten dann endgültig für Gedränge vor der Bühne, auch wenn die Jungs zu Anfang ihre Probleme mit dem Sound hatten. Dafür gab es reichlich Pyrotechnik zum Ausgleich.

 

Dann war es Zeit für Marduk und ich muss sagen, dass dieser Auftritt perfekt war. Der Sound stimmte, das Licht ebenfalls und die Setlist fräste sich quer durch das Schaffen der Band. Sehr beachtlich und sicher ganz großes Handwerk, für mich in dieser Perfektion allerdings schon etwas zu einstudiert. Da Morbid Angel aufgrund von Visaproblemen ihre diesjährige Show auf dem PartySan leider absagen mussten, stehen als Ersatz und Headliner dieses Jahres Triptykon bereit. Das sieht ein Teil des Publikums offenbar anders, so dass sich das Infield merklich leert. Die Schweizer geben sich große Mühe, aber so richtig will der Funke nicht mehr zünden.

Die Party geht noch weiter, aber musikalisch ist das PSOA 2017 damit Geschichte. Was bleibt noch zu sagen? Das Wetter war mal wieder "anspruchsvoll", will sagen es dürfte fast die nasseste Ausgabe seit der legendären 2007er Schlammschlacht gewesen sein. Aber wie das so ist, nur die Harten...usw. Der Campground war trotz ausreichender Bewässerung erneut eine Herausforderung für jedes Zelt (seit Jahren schwöre ich mir selbst, im Folgejahr einen Hammer mitzunehmen...vllt klappt es nächstes Jahr). Ansonsten gab es mal wieder nichts zu meckern - für Festivalverhältnisse sehr günstige Preise, eine sympathische Crew, ein verhältnismäßig ordentlicher Campground und überdurchschnittlich saubere Klos machen das PartySan jedes Jahr wieder zu einem gemütlichen Klassentreffen.

 

 

 


Share this Post in your Social Networks