Metaldays 2015 (Deutsch)

Ort: Tolmin, Slovenia

Datum: 19-25.7. 2015

Redakteur: Benner

Fotograf: Fani Nadki

2015 brachte den ersten Abstecher für Static Age zu den Metaldays nach Tolmin, Slowenien – die fantastische Location sowie die Aussicht auf 5 Tage Musik waren dermaßen überzeugend gewesen, dass das Ziel des diesjährigen Sommerurlaubs nach kurzer Überlegung feststand. Diverse Gespräche mit Besuchern der letzten Jahre heizten die Vorfreude weiter an.

Einen Tag vor dem offiziellen Beginn erreichten wir nach einer denkwürdigen Busreise (mehr dazu am Ende) gegen Mittag Tolmin – genug Zeit also, um das Zelt aufzubauen und die Umgebung zu erkunden. Eine Warm-Up-Party mit lokalen Bands nahe einer der örtlichen Bars stellte den perfekten Einstieg in eine schöne und anstrengende Woche dar. Wohl wissend, was uns die nächsten Tage erwarten würde, ließen wir es allerdings etwas ruhiger angehen – 5 Tage prall gefüllt mit Bier, Natur, angenehmer Gesellschaft und (mal wieder) sengender Hitze versprachen anstrengend zu werden.

Was gibt es zum Gelände zu sagen? Der Zeltplatz erwies sich als ausreichend groß und liegt teils auf einer Wiese, teils unter Bäumen. Wohl wissend um die Vorzüge des Wind- und Wetterschutzes waren vor allem slowenische Besucher eher angereist um sich einen Platz im Wald zu sichern. Die notwendigen Einkäufe ließen sich bequem im unmittelbar an das Campinggelände angrenzenden Supermarkt erledigen, welcher bestens auf das Kaufverhalten der durstigen Meute vorbereitet war – die Alkoholbestände wurden unermüdlich aufgefüllt. Wartezeiten an der Kasse von bis zu 15 Minuten ließen sich zu Stoßzeiten allerdings nicht vermeiden. Als Highlight des Geländes stellte sichallerdings die wunderbare Lage heraus. Umgeben von gleich 2 kristallklaren Flüssen fanden sich Bademöglichkeiten im Überfluss nebst einer Strandbar und einem Volleyballfeld.

Hier sorgte man sich auch sehr um Zerstreuung für die anwesenden Besucher – Beachvolleyballturniere (mit dem blumigen Titel “Men in thongs” - den Anblick möge sich jeder selbst ausmalen), Massage, Karaoke und weitere Aktivitäten standen täglich auf dem Programm. Interessierte konnten auch diverse Outdoor-Aktivitäten wie Rafting, Kajakfahren und Skydiving durchführen.

Soweit, so überzeugend. Weniger einladend zeigten sich aber die Preise für Essen und Getränke: man könnte meinen, dass Slowenien ein relativ preiswertes Land sei und sich das auch auf die Preise für Essen & Getränke auswirken sollte. Vor einigen Jahren hieß das Festival noch Metalcamp und war laut Erfahrungsberichten preislich vergleichbar mit dem Obscene Extreme Festival (Bierpreise in der Größenordnung 1€). Umso erstaunter waren wir, als sich herausstellte, dass das billigste alkoholische Getränk ein 0,4l-Becher für 4€ war. Problemlos hätte man aber auch 6€ oder mehr für 0,3l ausgeben können. Zugegeben, die Auswahl war enorm und es fanden sich auch diverse Exoten darunter, allerdings sind diese Preise doch enorm happig. Ähnliches lässt sich über das Nahrungsangebot berichten, welches ebenfalls von großer Auswahl, aber eben auch entsprechend teuer war. Für die Bezahlung gab es an der Bändchenausgabe eine Paycard, die anschließend an diversen Ständen auf dem Festivalgelände mit Bargeld aufgeladen werden musste. Neben dem Kontostand wurden darauf auch Informationen über gezahlten Becherpfand gespeichert, so dass Pfandmarken überflüssig wurden.

Das Festival ist in den letzten Jahren enorm gewachsen und kommerzieller geworden - das Thema der Preise ist somit die dunkle Seite der Metaldays. Doch zum Glück gibt es auch viele positive Punkte, über die wir gern berichten. Aufgrund der traumhaften Lage und der bemerkenswerten Natur wird das Thema Sauberkeit groß geschrieben. Besucher werden auf zahlreichen Hinweisschildern angehalten ihren Müll anständig zu entsorgen und das Gelände wird permanent von Helfern saubergehalten.

Das Lineup zeigte sich äußerst vielseitig, lediglich ein wenig Grindcore und Punk hätten für unseren Geschmack noch dabei sein können. Namhafte Bands gaben sich die Klinke in die Hand – u.a. Black Label Society, Carcass, Death Angel, Anvil, Behemoth, Cannibal Corpse, Accept und Saxon. Doch auch die “zweite Reihe” beinhaltete einige Hochkaräter, z.B. Nervosa, Hirax, Toxic Holocaust, Dr. Living Dead und Blues Pills. Man sieht also, wohin die musikalische Reise im nächsten Jahr gehen dürfte und wie abwechslungsreich es zu werden verspricht.

Ein Festival mit 5 Veranstaltungsabenden benötigt allerdings allein schon aus finanziellen Gründen mehr als nur große Namen, so dass das Lineup durch eine beträchtliche Anzahl von Newcomerbands vervollständigt wird. Die Bands müssen zwar für ihre Unkosten selbst aufkommen, erhalten aber im Gegenzug die Möglichkeit sich einem internationalen Publikum auf der 2nd Stage zu präsentieren. Dazu genügt eine persönliche Bewerbung eines Bandmitglieds vor Ort. Erhält die Band positive Bewertungen in den Umfragen unter den Festivalteilnehmern ist auch eine Rückkehr auf die Mainstage nicht auszuschließen. Als aufgeschlossener Besucher erhält man so frischen Input abseits der allbekannten Namen. In Erinnerung geblieben sind vor allem die Auftritte von Antropofago, ETTEC und Blutmond. Ein Wermutstropfen bleibt hier allerdings: bei der Festlegung der Runningorder wurden die Stilistiken nicht immer ausreichend berücksichtigt. Wenn eine etablierte und eine Newcomerband der selben Stilistik zur gleichen Zeit spielen ist absehbar, zu wessen Lasten diese Situation gehen wird. Hier wäre es wünschenswert gewesen, gegensätzlichere Stilrichtungen zeitgleich anzusetzen, denn es gab auch traurige Situationen vor der 2nd Stage, als von weither angereiste Bands vor gefühlten 10 Zuschauern standen.

Die Atmosphäre des Festivals war äußerst entspannt, die meisten Festivalbesucher schienen die Metaldays als Urlaub mit musikalischer Umrahmung zu verstehen – die Örtlichkeiten begünstigten diese Einstellung. Dementsprechend blieb es auch stets friedlich, der Spaß stand für das überwiegend internationale Publikum sichtbar im Vordergrund.

Wenn die Preise etwas günstiger wären, hätten wir in den Metaldays unser neues Lieblingsfestival gefunden. Dennoch fuhren wir zufrieden nachhause und hoffen, im nächsten Jahr wiederzukommen – jetzt wissen wir ja, worauf sich unser Portemonnaie einlässt. Einige Bands für nächstes Jahr sind übrigens schon angekündigt – u.a. Kreator, Insomnium, Septic Flesh und Krisiun.

Wir sehen uns 2016 in Tolmin!

PS: Eine Sache sollte hier nicht unerwähnt bleiben, auch wenn sie nicht unmittelbar etwas mit dem Festival zu tun hat: die Busfahrt. Die Idee, direkte Busreisen zum Festival aus zahlreichen europäischen Städten anzubieten, ist begrüßenswert. In diesem Fall wurde das von MH Travels organisiert und die Vorabformationen im Vorfeld versprachen Premium-Busse mit Toiletten, kühlen Getränken, Snacks, Entertainment-Systemen und erfahrenen Reiseführern. Der Realitätscheck begann dann, als einen Tag vor Abreise in einer kurzen Email angekündigt wurde, dass die Toiletten der Busse geschlossen bleiben würden, es aber dafür einige zusätzliche Stops geben würde (warum hohe Außentemperaturen in einem klimatisierten Reisebus für Probleme bei der Benutzung einer Bordtoilette sorgen sollten wollte sich uns beim besten Willen nicht erschließen). Die Kommunikation mit den “erfahrenen Reisebegleitern” war aufgrund deren mangelnder Sprachkenntnisse nur sehr eingeschränkt möglich. Offensichtlich hatte ihnen auch niemand mitgeteilt, wo genau sie ihre Fahrgäste einsammeln sollten – das mussten wir in mehrmaligen Telefonaten sowohl mit der Notfallhotline als auch den Busfahrern schon selbst in die Hand nehmen. Von Getränken  & Snacks keine Spur, selbiges galt für das versprochene Entertainment-System und die Möglichkeit, im Bus mitgebrachte CDs abspielen zu lassen. Die zusätzlichen Pausen während der 14-stündigen Fahrt waren zwar nett gemeint, allerdings nützt es den anwesenden Frauen herzlich wenig, wenn das dringende Geschäft dann irgendwo im Nirgendwo verrichtet werden soll.

Klares Fazit zur angebotenen Busreise: das nächste Mal weniger vollmundige Versprechungen machen und die angekündigten Services auch tatsächlich anbieten. Die Busreise war ein absoluter Reinfall.

 


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